Seminar für Waldorfpädagogik Dresden e.V.
Nach der politischen und gesellschaftlichen Wende in der ehemaligen DDR bestand ein großes Bedürfnis nach Alternativen zur bis dahin dominierenden staatlichen Pädagogik. Die Waldorfpädagogik wurde als eine solche Alternative angesehen. Sie wurde bereits während der DDR-Zeit im Rahmen der Christengemeinschaft in kleineren Kreisen gepflegt und erlangte nach dem gesellschaftlichen Umbruch in Ostdeutschland neben anderen pädagogischen Ansätzen ein breiteres Interesse in der Öffentlichkeit.
Einen schon längere Zeit etablierten Teilbereich der Waldorfpädagogik bildet die Erziehung im Kindergarten. Ihr Ziel ist die Gestaltung eines Umfeldes, welches einer gesunden Entwicklung des Kindes bis zur Schulreife Rechnung trägt. Aus dieser Zielstellung und den dazu oft im Widerspruch stehenden Einflüssen des modernen Lebens ergeben sich für die ErzieherInnen vielfach besondere Anforderungen, welche über das gewöhnliche Spektrum ihrer Aufgaben hinausreichen. Zu solchen Anforderungen gehören unter anderem die Auseinandersetzung und der Umgang mit Entwicklungsstörungen und Defiziten bei Kindern wie beispielsweise Sprach-, Verhaltens-, Bewegungs- und Aufmerksamkeitsstörungen.
Um dieser Situation in adäquater Weise begegnen zu können, bietet das Seminar für Waldorfpädagogik Dresden seit 1990 eine dreijährige Weiterbildung an. Die Weiterbildung dient in erster Linie der Qualifizierung und Einarbeitung staatlich anerkannter Erzieherinnen und Erzieher in die Waldorfpädagogik. Sie ist jedoch durch das breite Spektrum an menschenkundlichen und geisteswissenschaftlichen Themen und durch den großen Anteil von künstlerischen und handwerklichen Kursen ebenfalls zur Förderung der individuellen Entwicklung von Erwachsenen geeignet.
Da es sich bei dieser Weiterbildung um eine Qualifizierungsmaßnahme für Erwachsene handelt, rechnen wir mit einer aktiven Beteiligung der SeminaristInnen an den Kursen. In letzteren streben wir an, über die selbständige Arbeit und die Entwicklung des Urteilsvermögens das Vertrauen des Einzelnen in seine eigene Entwicklungsfähigkeit zu stärken. Dabei gilt es unter anderem, die vielfältigen Möglichkeiten der Entwicklung eines jeden Menschen sichtbar zu machen und ihre Verwirklichung durch geeignete Unterrichtsinhalte und –methoden anzuregen. Dieser Prozess wird von uns über drei Jahre begleitet. Ihm liegt die Überzeugung zugrunde, dass sich die Inhalte und die Bedeutung der Waldorfpädagogik nur innerhalb einer intensiven und individuell geführten Auseinandersetzung mit ihren Grundlagen lebendig erschließen lassen.